Konkurrenten. Über das Islambild der Neuen Rechten
Matheus Hagedorny
Fr., 29.06.18 um 19 Uhr s.t. im Hörsaal JO1 (Johannisstraße 4)
Dass die Neue Rechte islamfeindlich sei, gilt als feststehende Tatsache. Dabei spricht vieles für das Gegenteil. Die „Identitäre Bewegung“ formuliert eine ausführliche „Kritik der Islamkritik“, während der neurechte Vordenker Karlheinz Weißmann den Islam in der Jungen Freiheit als „Hochreligion“ vor „Religionshaß“ in Schutz nimmt und vor einem verhängnisvollen Bündnis mit liberalen Religionskritikern warnt. Das Urgestein der französischen Nouvelle Droite, Alain de Benoist, plädiert gar für einen „gemäßigten Multikulturalismus“ und hält fest: „Die Eröffnung einer Fast-Food-Filiale oder eines Supermarktes stellt für unsere Identität sicher eine größere Bedrohung dar als der Bau einer Moschee.“
Diese Beschwichtigungen sind angesichts der wachsenden Bedeutung des Islam in Europa nur auf den ersten Blick überraschend. Denn sie sind eine logische Folge der radikal antiliberalen Weltanschauung unter Neuen Rechten. In der strikten Lebensweise vieler Muslime sehen sie das erfüllt, was dem „liberalisierten“ Europäer zu ihrem Bedauern zusehends abgehe: Unbeugsamkeit, Härte und Gehorsam.
Mit Blick auf die neurechte Vorstellung von „Politischer Theologie“ will der Vortrag die Sicht der Neuen Rechten auf den Islam nachzeichnen. In welchem Verhältnis steht die Nachsicht gegenüber dem Islam zu der Propaganda gegen die Einwanderung von zumeist muslimischen Menschen? Und wer bildet für „rechtsintellektuelle“ Ideologen den wahren Feind, wenn der Islam es offenbar nicht ist?
Matheus Hagedorny studierte Philosophie, Neuere Geschichte sowie Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Bonn, war Dozent am Otto-Suhr-Institut für Politikwissen-schaft (Freie Universität Berlin) und zuletzt Scholar-in-Residence des Institute for the Study of Glo-bal Antisemitism and Policy (ISGAP) an der Universität Oxford.