𝗥𝗲𝗳𝗹𝗲𝘅𝗶𝗼𝗻 ü𝗯𝗲𝗿 𝗜𝗱𝗲𝗻𝘁𝗶𝘁ä𝘁, 𝗙𝗮𝗺𝗶𝗹𝗶𝗲𝗻𝗸𝗼𝗻𝘇𝗲𝗽𝘁𝗲 𝘂𝗻𝗱 𝘀𝗼𝘇𝗶𝗮𝗹𝗲 𝗡𝗼𝗿𝗺𝗲𝗻 – Ein weißes Elternpaar im Ost-Berlin der 1960er Jahre erzählt ihrer Tochter, dass ihre dunkle Hautfarbe reiner Zufall sei und keine Bedeutung habe. Auch das Mädchen möchte es glauben, bis sie im Alter von 12 Jahren durch einen Zufall die Wahrheit entdeckt.
Das Kind ist Regisseurin Ines Johnson-Spain. Lange nachdem sie die Familie ihres leiblichen Vaters in Togo kennengelernt hat, rekonstruiert sie als Protagonistin und Autorin ihre Familiengeschichte in einem Film. In emotionalen und offen geführten Gesprächen mit ihrem Stiefvater wird die Atmosphäre des Schweigens und der Verdrängung eindrücklich spürbar. Langsam wird klar, wie das soziale Umfeld gestrickt sein muss, um eine dermaßen gravierende Verleugnung von Fakten möglich zu machen. Das Private ist politisch. In Auseinandersetzung mit der eigenen Identität geht Ines Johnson-Spain dem alles überschattenden Tabu ihrer Kindheit auf die Spur und legt dabei exemplarisch den strukturellen Rassismus der DDR offen. In Verbindung mit dem berührenden Treffen mit ihrer spät gefunden togolesischen Familie wird der Film zu einer Reflexion über Identität, Familienkonzepte und soziale Normen. Von den 1960er Jahren in Ost-Berlin bis in die Gegenwart entfaltet sich in diesem intimen Selbstporträt bisher ungeschriebene, deutsche Historie.
Deutschland 2019 · R: Ines Johnson-Spain · Db: Ines Johnson-Spain · K: Sebastian Winkels, Anne Misselwitz · dt./franz.OmU · 91′