STRANGER THAN FICTION: Nachbarn | Zwischen Himmel und Erde

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𝗭𝘄𝗲𝗶 𝗞𝘂𝗿𝘇𝗳𝗶𝗹𝗺𝗲 𝗮𝘂𝘀 𝗡𝗥𝗪 ü𝗯𝗲𝗿 𝗱𝗮𝘀 𝗟𝗲𝗯𝗲𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗣𝗿𝗼𝘃𝗶𝗻𝘇 – Nachbarn: Es ist tiefer Winter. Wir befinden uns in einem Wald, im Schnee. Vor uns steht eine Flüchtlingsunterkunft, die in Brand gesteckt wurde. Einige Jungen spielen im Schnee. Ihr Lachen hallt durch den Wald. Langsam beginnt die Kamera sich zu drehen und unser Wahrnehmungsfeld zu erweitern. Wir sehen die benachbarten Häuser mit ihren zugezogenen Vorhängen, die verrottenden Zäune und den Wald. Nichts deutet darauf hin, dass hier ein Brandanschlag stattgefunden hat. Keine Spuren an den Wänden. Keine Gedenktafel für diejenigen, die nicht gestorben sind, sondern Opfer des Verbrechens wurden. Ein Brandanschlag? Niemand hat davon gehört. Sobald diese Brandanschläge aus den Zeitungen verschwunden sind, sind sie auch aus dem Gedächtnis der Nachbarschaft verschwunden. Wie erinnern sie sich an die Vorfälle? Wie und was erzählen sie uns?

Deutschland 2018 · R: Pary El-Qalqili · Db: Christiane Schmidt · K: Christiane Schmidt · 26′

Zwischen Himmel und Erde: Der Film erzählt vom dem Verharren und Ausbrechen aus konventionellen Strukturen. Das Leben im rheinländischen Bedburg ist bestimmt von Tradition, die mit der regionalen Braunkohleindustrie eng verwachsen ist. Die Erdschichten und Einschlüsse von uralten Bäumen aus dem Tagebau symbolisieren die Stagnation eines ganzen Ortes. Willy, Thomas und Sina sind drei der 25.000 Einwohner, drei Bedburger, drei Generationen. Während die einen Festhalten, aber ein Loslassen unausweichlich wird, dringen die anderen kämpferisch in alte Strukturen ein und werden sie entweder aufbrechen oder mit ihnen verwachsen.

Gartenarbeit, Eigenheim, Brauchtum und Religion prägen den Geist des Rhein-Erft-Kreises. Dieses Idyll zu bewahren ist die Passion von WILLY, Bürgermeister und Ehrenbürger eines Teilorts von Bedburg, Königshoven, das einst für die Gewinnung der Braunkohle umgesiedelt werden musste. Er ist nun 80 und das Ende seiner Ära als Bürgermeister naht – der Nachfolger steht bereits fest, aber die Übergabe erfolgt schleppend.

THOMAS steht für die erste Generation nach der Umsiedlungsphase und lebt die Tradition in zahlreichen Vereinen und Ehrenämtern. Gleichzeitig ist er IT-Experte bei einem großen Unternehmen und bewegt sich sicher in der digitalen (Parallel-)Welt. Im Bereich Liebe entwickelt sich sein Leben nicht gemäß der traditionellen Erwartungen: Mit 32 ist er unverheiratet und der älteste im Junggesellenverein. Er findet keine Frau und eilt mit einem Hauskauf der Familienplanung voraus.

SINA ist 16 und vor einigen Jahren mit ihren Eltern aus Münster nach Bedburg gezogen. Sie ist anders als die anderen: Hat blau gefärbte Haare, ihre eigene Meinung und sich als bi-sexuell geoutet. Obwohl sie aneckt, hat sie sich in der Tanzgarde des Ortes angemeldet und stellt sich dem hiesigen klassischen Rollenbild eines Mädchens.

Deutschland 2022 · R: Stephanie Englert · Db: Stephanie Englert, Nele Jeromin · K: Brendan Uffelmann, Yves Itzek · 46′

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