filmclub münster: Jahresthema "Re-Orientation"
„10 Tage im Oktober“ entstand unter außergewöhnlichen Umständen: Zunächst hatte Thomas Frick, damals Regiestudent an der Filmhochschule in Babelsberg (HFF), an den Demonstrationen vom 7. und 8. Oktober in Ost-Berlin teilgenommen. Am 9. Oktober fuhr er dann zum Festival des Dokumentarfilms in Neubrandenburg, wo die anwesenden Filmschaffenden beschlossen, endlich selbst auf die Straße zu gehen und zu filmen. Zurück in Potsdam, setzten HFF-Studierende, darunter Frick, ihr Anliegen durch, und schon am 13. Oktober begann Frick mit den Dreharbeiten. Entstanden ist ein wertvolles Zeitdokument über die Demos am 7. und 8. Oktober und die politischen Aktionen in der Gethsemanekirche.
„Leipzig im Herbst“ entstand in der Zeit vom 16. Oktober bis zum 7. November 1989 auf den Straßen Leipzigs. Ausgehend von den Massendemonstrationen der Bevölkerung zeichnet er in einer Vielzahl von Begegnungen ein Bild vom Denken und Fühlen in jener Anfangsphase des gesellschaftlichen Umbruchs. In Gesprächen äußern sich Demonstranten, Arbeiter, Vertreter des Neuen Forum, Theologen, Volkspolizisten und ihre Vorgesetzten, Straßenfeger, Häftlinge und Staatsfunktionäre zu den Vorgängen in jenen Tagen. In diesem Zusammenhang werden auch die gewalttätigen Übergriffe der Sicherheitskräfte, insbesondere der Leipziger Polizei, rekonstruiert.
Der Film von Gerd Kroske und Andreas Voigt ist ein aufschlussreiches historisches Dokument über die letzten Wochen vor dem Fall der Mauer. Er dokumentiert essenzielle Momente des Verfalls der DDR und zeigt Menschen, die getragen werden von der Euphorie des Umbruchs. Der Film lässt jedoch auch die andere Seite zu Wort kommen: Politiker oder Polizisten etwa, die die Ereignisse unterschiedlich beurteilen, zum Teil aber auch offen Missstände eingestehen. Noch vor dem Fall der Mauer fertiggestellt, beschreibt „Leipzig im Herbst“ den Anfang vom Ende der Deutschen Demokratischen Republik. (bpb)
Regie: Thomas Frick / Gerd Kroske & Andreas Voigt, DDR1989, 53 & 51 min., FSK o.A., Deutsche Originalversion
8€, mit filmclub-Karte: 5€
Foto: DEFA Stiftung