Filmreihe "Zugang und Rückgabe: Restitution im Film"
Restitution als Akt der Anerkennung
Einführung: Jolanda Saal (Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“)
YOU HIDE ME, Nii Kwate Owoo, 1970, 17 Min.
DAHOMEY, Mati Diop, 2024, 68 Min.
Dass die heutige Restitutionsdebatte viel früher hätte begonnen werden können, führt YOU HIDE ME des ghanaischen Filmemachers Nii Kwate Owoo prägnant vor Augen. Aus heutiger Perspektive wird deutlich, wie vehement Restitutionsforderungen aus Ländern des globalen Südens (kultur-)politisch und gesellschaftlich abgeschmettert wurden. Anfang der 1970er Jahre folgt der Film einem Mann und einer Frau in die Depots des British Museum in London und entdeckt in Plastik gehüllte oder in Holzkisten verstaute afrikanische Kulturgüter, die ihren ursprünglichen Besitzer:innen nicht nur entwendet, sondern noch nicht einmal ausgepackt wurden. Owoo stellt Fragen nach Expertise, Zugang und Gerechtigkeit und verlangt die Rückgabe der Objekte.
In DAHOMEY von Mati Diop wird über fünfzig Jahre später die Rückführung von 26 Schätzen des Königreichs Dahomey aus Frankreich in das heutige Benin tatsächlich vollzogen. Das Objekt mit der Nummer 26, eine Statue des Königs Ghézo, verfügt im Film selbst über eine Stimme: Per Voiceover erzählt das Objekt, meist aus seiner Transportkiste heraus und mit der verfremdeten Stimme des haitianischen Schriftstellers Makenzy Orcel, wie es sich in den Kellern des Musée du Quai Branly gefühlt hat, was es von Afrika erinnert und wie es über seine bevorstehende Rückkehr in die Heimat denkt. An einer Diskussion von Studierenden der Université d’Abomey-Calavi im Süden des Landes, die am Ende des Films geführt wird, ist abzulesen, dass noch längst nicht alle Fragen geklärt sind und die symbolpolitische Funktion von Restitution durchaus kritisch betrachtet wird. Mit der Frage, inwiefern Restitution ein ernst gemeinter Akt der Anerkennung sein kann und welche notwendigen Änderungen im Denken und Handeln hierfür erforderlich sind, befinden wir uns erst am Anfang eines langfristigen Prozesses.
Veranstaltungsort: Auditorium des LWL-Museums für Kunst und Kultur
Tickets: 5 Euro (Museumskasse / Ticketshop / Abendkasse)
Mehr Infos unter: uni.ms/KFG-Zugang und www.lwl-museum-kunst-kultur.de
Eine Filmreihe der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“ an der Universität Münster und dem LWL-Museum für Kunst und Kultur. Weitere Termine: Dienstag, 24. Juni und Dienstag, 1. Juli, jeweils um 19 Uhr.