In den letzten 10 Jahren ist Ideologiekritik in die gesellschafts- und sozialtheoretischen Diskussionen zurückgekehrt. Während lange Zeit ein Verständnis von Ideologie als „falsches Bewusstsein“, das zur (Re-)Produktion und Legitimation von Herrschaftsverhältnissen maßgeblich beiträgt, vorherrschte, haben zwischenzeitlich eine ganze Reihe Autor*innen versucht, die - durchaus zurecht - vorgebrachten Kritikpunkte an diesem Verständnis zu überwinden. Neuere Ansätze von Ideologiekritik beziehen sich etwa auf funktionale oder habituelle Reproduktionsaspekte, verdinglichende Praktiken oder eine Verunmöglichung von Erfahrung. Ideologiekritik erweist sich damit (wieder) als hochinteressante theoretische und politische Idee, auch und gerade mit Blick auf Bildung und Erziehung. Unter anderem verweist die Kritische Theorie der Gesellschaft auf die große Bedeutung von Bildung und Erziehung für gesellschaftliche Reproduktionsmechanismen, aber auch für Emanzipationschancen. Dieser Beitrag arbeitet anerkennungstheoretische Überlegungen einerseits, Adornos Figur der Halbbildung andererseits als Dimensionen für eine Analyse von und Kritik an Bildung und Erziehung heraus. Ziel ist, diese Perspektive auch für Ideologiekritik fruchtbar zu machen sowie Möglichkeiten für eine Weiterentwicklung Kritischer Bildungstheorie(n) zu diskutieren.
Dr. Eva-Maria Klinkisch ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen.