"Sozialer Fortschritt und ökologischer Umbau" Prof. Klaus Dörre

Bild
Datum
-

 "Sozialer Fortschritt und ökologischer Umbau" Prof. Klaus Dörre

Do., 29.2.2024, 19.30 Uhr, ESG, Breul 43
 

„Die alte Linke des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte mit ihrer Politik bevorzugt auf der Klassenachse an. Die neue Linke, die aus der 1968er-Revolte hervorging, konzentrierte sich auf die Reproduktion. Die Linke des 21. Jahrhunderts darf die Produktion und die Klassenkonflikte keinesfalls übergehen, für sie gilt jedoch: Links ist im 21. Jahrhundert jede Politik, die dazu beiträgt, erstens die klimaschädlichen Emissionen, den Ressourcen- und zweitens den Energieverbrauch zu reduzieren, die Abkehr von fossilen Brennstoffen zu beschleunigen und den gesellschaftlich erzeugten Wohlstand so zu verteilen, dass er auch künftigen Generationen noch zur Verfügung steht. Sozialistisch sind solche Politiken, drittens, wenn sie die Gleichheit aller in einer Weise fördern, die jedem und jeder
Einzelnen das gesellschaftlich verantwortbare Maximum an Selbstbestimmung ermöglicht. Eine zentrale Voraussetzung dafür ist viertens, dass Entscheidungs-macht, die auf dem Eigentum an und der Verfügung über Produktions-
mitteln beruht, radikal demokratisiert wird.

Diese knappe Formel für einen demokratischen und zugleich nachhaltigen Sozialismus des 21. Jahrhunderts erkennt an, dass sich der alte industrielle Klassenkampf unter den Bedingungen einer epochalen ökonomisch-ökologischen Metakrise unumkehrbar in einen sozial-ökologische Transformationskonflikt
verwandelt hat. Ohne Berücksichtigung des ökologischen Gesellschaftskonflikts lässt sich die soziale (Klassen-)Frage nicht mehr angemessen thematisieren und vice versa.“ (Klaus Dörre: Der ökologische Sozialstaat – ein linkes Zukunftsprojekt. In: spw 4/2023)

Klaus Dörre, *31.7.1957, studierte Politikwissenschaft, Soziologie, Wirtschafts-und Sozialgeschichte und Volkswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg. Er ist Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und seit 2010 Direktor des Instituts für Soziogie. Er ist Herausgeber des „Global Dialogue“ und des „Berliner Journals für Soziolgie“.


Eintritt: frei

Eine Veranstaltung des KulturVereins Frauenstraße 24 und des ver.di-Ortsvereins Münster
www.f24-kultur.de