Falken Münster & gazo: Gekommen, um zu bleiben!

Wir, SJD - Die Falken Münster, existieren als feste Gruppe seit mehr als drei Jahren. Und seit mehr als drei Jahren wissen wir, wie schwer es ist, unabhängige, feministische, unkommerzielle und emanzipatorische Räume innerhalb Münsters zu etablieren, zu halten oder gar zu finanzieren. Für unsere Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit mussten wir stets auf Alternativlösungen zurückgreifen – wir haben uns in Parks getroffen, bei Wind und Wetter draußen Workshops oder Lesekreise organisiert, saßen im Winter in unbeheizten Räumen – oder mussten Veranstaltungen absagen.

 
Münster schreibt sich "Universitäts- und Wissensstadt" auf die Fahne, hinkt aber in der Gestaltung soziokultureller Orte und niedrigschwelligen (kostenlosen) Freizeit- und Weiterbildungsangeboten massiv hinterher – besonders für nicht-akademische und einkommensschwache Familien. Begegnungsorte sollten auch außerhalb der Schule, des Studiums oder des Jobs existieren. Erschließen sich Jugendgruppen selbständig den öffentlichen Raum, seien es der Aasee, der Schlossplatz oder der Hafen, werden sie wenig später wieder in die Privatsphäre gedrängt. Ordnungsamt und Polizei sorgen fleißig dafür, dass die Stadt niemandem gehört und von niemandem kreativ genutzt werden kann. Kaum zugängliche Grünflächen mit Sanitäranlagen, keine barriere- und kostenfrei nutzbaren Räume, Kunst und Kultur im öffentlichen Raum sind Mangelware und wohnungslose Menschen werden aus dem städtischen Zusammenleben an den Stadtrand verdrängt und dort vergessen – Münster weist wortwörtlich eine menschenfeindliche Architektur und Infrastruktur auf.
 
Mit dem gazometer Münster haben wir nun nach langer Suche einen Ort gefunden, der all das, was von der Stadt passiv vernachlässigt oder aktiv verhindert wird, vereint: Das gazo ist ein Ort von allen für alle – als denkmalgeschützte Industrie-Landmarke ist es Vergangenheits- und Zukunftsort zugleich, es ist Kreativwerkstatt, offener Treff, Begegnungsort aller Generationen und Interessen; es ist Garten, Bühne, Atelier; es ist ein zugänglicher Ort für emanzipatorische Projekte; etwas, das nur uns und gleichzeitig allen gehört – und es will noch so viel mehr sein.
 
Wir, die Falken Münster, freuen uns sehr, dass wir nun Teil des 'gazo-Kollektivs' sein dürfen. Wie wir das geschafft haben? Wir haben einfach gefragt!
 
Gemeinsam wollen wir vor Ort Angebote für Kinder und Jugendliche schaffen, wollen den Raum und die Natur drumherum nutzen, uns bilden, gemeinsam feiern, zusammenkommen. Wir wollen antifaschistische pädagogische Arbeit in der Praxis leben. Als freier Träger für Kinder- und Jugendarbeit hoffen wir, dass wir mit dem gazo einen Ort gefunden haben, der eines Tages vielleicht ein fester Pfeiler der Münsteraner Kunst- und Kulturszene, aber auch der niedrigschwelligen Freizeitgestaltung und außerschulischen Erlebnispädagogik sein wird: Wir wollen Kinder und Jugendliche – besonders aus Arbeiter*innenfamilien und Geflüchtetenunterkünften wie der ZUE – auffangen, für sie da sein, ihnen zuhören, ganz einfach: mit ihnen selbstwirksam ihren Alltag gestalten. Und das alles an einem Ort, der Leinwand für ihre Kreativität sein kann, diese fordert und fördert. Wir wollen Wohnzimmer und politisches Zuhause sein. Wir sind gekommen, um zu bleiben!
 
[Disclaimer: Die Zukunft des gazo ist bedroht. Im September diesen Jahres entscheidet sich, ob das Kollektiv den Ort weiter nutzen und gestalten darf, oder ob auf dem Gelände ein weiterer seelenloser Standort für kommerzielle, neoliberale Interessen entsteht. Die Stadt Münster lehnt sich, wie so oft, in diesem Prozess zurück und lässt ein kompetitives Konzeptverfahren entscheiden. Du kannst dich ganz aktiv für das Bestehen des gazos und gegen das Verdrängen einsetzen! Berichte deinen Freund*innen, deiner Familie, deinen Kommiliton*innen, deiner Band...vom gazo und von den unbegrenzten Möglichkeiten vor Ort! Kommt vorbei, gestaltet das gazo mit, engagiert euch und werdet Teil des Kollektivs, schafft in Münster und darüber hinaus ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von unkommerziellen Begegnungsstätten wie dem gazo! Wir freuen uns über jedes neue Gesicht vor Ort – zum Beispiel samstags beim Tag der offenen Tür!]
Autor*in
Falken Münster