In seiner berühmten 11. Feuerbachthese wirft Karl Marx „den Philosophen“ vor, „die Welt nur verschieden interpretiert“ zu haben, stattdessen käme es darauf an, „sie zu verändern“. Doch es waren gerade Marxens neue Deutungen der Welt, seine Interpretationen ihrer erstmals entfesselten industriellen Kapitalmächte und Entfremdungsverhältnisse, die diese Welt im Lauf ihrer Geschichte so dramatisch zu verändern vermochten, wie es kaum einem Philosophen vor oder nach Marx gelungen sein dürfte – wenn auch nicht immer ganz in seinem Sinn.
Die wohl einflussreichste Kunstform des 20. Jahrhunderts – sowohl als Massenmedium wie auch als neue Kunstgattung – war der Film. Eine Erfindung, die uns unsere Welt seit Lumières „Arbeiter“ 1895 „die Fabrik verließen“, immer wieder verblüffend direkt vor Augen zu stellen vermag. Ein vielfältiges Programm versammelt verschiedenste Interpretationen dieser einst so revolutionären Kunst- und Unterhaltungsform mit dem Thema „200 Jahre Karl Marx“: von seinen Ideen bis zum historischen Schicksal des sich immer wieder auf ihn berufenden Kommunismus.
Wenn diese filmischen Interpretationen auch nicht den Anspruch erheben, die Welt aus dem Stehgreif zu revolutionieren, so geben sie sich noch lange nicht mit den Verhältnissen zufrieden, denn: „Kunst ist nicht ein Spiegel, den man der Wirklichkeit vorhält, sondern ein Hammer, mit dem man sie gestaltet.“ (Karl Marx)
Neben dem selten gezeigten Biopic über das Leben des jungen Karl Marx, das wir aus dem DEFA-Archiv ausgegraben haben, zeigen wir zur Einführung Klassiker aus Ost und West, die filmisch die politische und individuelle Lebenssituation der Menschen Anfang des letzten Jahrhunderts inszenieren.
Wie marxistische Theorien europäische Intellektuelle zu Zeiten des ‚Kalten Krieges‘, der Maueröffnung und der Finanzkrise beschäftigten, zeigen wir in der dokumentarischen Aufarbeitung von Kirsi Liimatainen und der fiktionalen Erzählung von Svetlana Baskova, sowie in den Reflektionen aus dem Umfeld der 68er Generation von Godard, Bitomsky und Farocki.
In aktuellen künstlerischen Videobeiträgen spüren wir der Relevanz marxistischer Theorien an ausgewählten Themen zu Zeiten von Globalisierung und Finanzkrise mit Beiträgen von Oliver Ressler, Melanie Gilligan und Marc Bauder nach.
‚Nachrichten aus der ideologischen Antike‘ des Altmeisters der assoziativen Kulturanalyse, Alexander Kluge, schließt die Reihe im Westfälischen Kunstverein mit einem fast 10-stündigen Film-Marathon ab.
Begleitend liest der Dichter Andy Strauß auf seine Art das ‚Kommunistische Manifest‘ und auf einem Poetry - Slam hören wir, warum wir wieder Marx lesen sollen. Weiterführende Texte, Links und Hörstücke wird es in der Leseecke des Westfälischen Kunstvereins geben.
mehr infos unter: http://www.muenster.org/filmwerkstatt/filmclub/