Mit einem Vortrag zum Thema „Europa - ein Raum der Ein- und Ausschlüsse?! Versuche der inner-EU-europäischen Migrationsregulierung im Feld der Wohnungsnotfallhilfen" durch Marie-Therese Haj Ahmad (GISS e.V) und einer anschließenden Diskussion mit der Europabrücke Münster findet der nächste Termin der Diskussionsreihe "Migration · Macht · Solidarität" der AG Kritische Stadtgeographie, des studentischen AKs Kritische Geographie sowie der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender e.V. (GGUA) statt.
Migration macht vulnerabel. Sichtbar wird dies beispielsweise an den Wohnungslosenzahlen in Deutschland. So ist der Anteil nichtdeutscher Staatsangehöriger unter den institutionell untergebrachten Menschen, den wohnungslosen Menschen ohne Unterkunft sowie unter den sog. verdeckt wohnungslosen Menschen überproportional hoch. Eine große Gruppe derjenigen Migrant:innen, die auf der Straße leben und „Platte“ machen, sind Unionsbürger:innen aus den östlichen EU-Mitgliedsstaaten. Ein großer Teil von ihnen hat keinen Zugang zu existenzsichernden Sozialleistungen und damit zu weiterführenden Hilfen, um die existenzielle Notlage Wohnungslosigkeit zu überwinden. Vielerorts werden sie zudem von der kommunalen Unterbringungspflicht ausgeschlossen. Doch anstatt Deutschland wieder zu verlassen, wie von manchen Akteur:innen der Mehrheitsgesellschaft gehofft, bleiben sie und navigieren durch ein komplexes System von Ein- und Ausschlüssen – dem inner-EU-europäischen Grenzregime. Eine Vielzahl von Akteur:innen sind daran beteiligt, nicht zuletzt auch die Soziale Arbeit mit ihrem Handlungsfeld der Wohnungsnotfallhilfen. In ihrem Vortrag arbeitet Marie-Therese Haj Ahmad (GISS e.V) am Beispiel konkreter Aushandlungsprozesse an der Schnittstelle Wohnungslosigkeit und inner-EU-europäische Migration zentrale Elemente dieses Grenzregimes heraus, welches das Narrativ von „Europa“ als homogenem Raum und Hort von Freiheit, Recht, Gerechtigkeit und Moderne in Frage stellt. Gemeinsam mit Mitarbeiter:innen der Europabrücke Münster diskutieren wir im Anschluss die Zugangsbeschränkungen von Unionsbürger:innen zu sozialen Sicherungssystemen und Unterbringungen in Münster.
Das Ganze findet in der B-Side im Gruppenraum 1 statt.