„Ich lehre euch Gedächtnis“ - Ausstellung aus dem Nachlass des Antifaschisten Paul Wulf

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Eröffnung der Ausstellung „Ich lehre euch Gedächtnis“ aus dem Nachlass von Paul Wulf

Ausstellungsplakat mit Fotos des Antifaschisten Paul Wulf vor seiner Ausstellung

Am Montag, den 9. September, eröffnet der Freundeskreis Paul Wulf um 20 Uhr in der Apostelkirche in der Neubrückenstraße 5 die Ausstellung „Ich lehre euch Gedächtnis“ aus dem Nachlass von Paul Wulf.

Paul Wulf wurde 1938 als 16-jähriges Heimkind von den Nazis als ‚lebensunwert’ stigmatisiert und zwangssterilisiert. Der Anarchist kämpfte als Aufklärer und Aktivist bis zu seinem Tod 1999 als wichtige Stimme der 400.000 Zwangssterilisierten für eine Entschädigung. Seine antifaschistischen Ausstellungen erregten Aufsehen.

Vor 36 Jahren war die Apostelkirchengemeinde Mitveranstalter einer Paul-Wulf-Ausstellung im Paul-Gerhard-Haus Münster. 25 Jahre nach Wulfs Tod werden nun bis zum 27. September täglich von 10 bis 17 Uhr 22 dieser Plakate der Öffentlichkeit in der Apostelkirche gezeigt.

Die Ausstellung in der Apostelkirche ist Teil der Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe „Als ‚lebensunwert‘ entwürdigt“, mit der an drei Orten in Münster an die Opfer der NS-Zwangssterilisierung und der „Euthanasie“-Morde vor 85 Jahren erinnert werden soll. Neben der Apostelkirche sind die Lukaskirche / LWL-Klinik und die Heilig-Kreuz-Kirche weitere Veranstaltungsorte.

Ab dem 1. September 1939 setzte die Deutsche NS-Regierung – parallel zum Kriegsbeginn – einen Erlass Hitlers zur Ermordung von Menschen mit physischen und psychischen Behinderungen um.

Den „Euthanasie“-Morden fielen in den folgenden Jahren 300.000 Menschen zum Opfer, aus der Münsteraner Heilanstalt Marienthal wurden etwa 600 Menschen deportiert – von ihnen überlebten nur 23.

Anlässlich des 85. Jahrestages erinnern der Verein Spurenfinden, die Katholische Kirchengemeinde Heilig Kreuz, die LWL-Klinik Münster, die Evangelische Apostelkirchengemeinde und der Freundeskreis Paul Wulf gemeinsam an die Zwangssterilisierung, Deportation und Ermordung von Menschen mit Behinderungen während der NS-Diktatur – und mahnen zum Widerstand, wo immer Menschen als „minderwertig“ entwürdigt werden.

 

Veranstaltungen in der Apostelkirche

 

„Ich lehre euch Gedächtnis“. Ausstellung aus dem Nachlass von Paul Wulf

09. bis 27.09. | täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr

(außerhalb der Gottesdienstzeiten)

Eröffnung der Ausstellung mit Einführung von Dr. Bernd Drücke

Mo., 09.09., 20.00 Uhr

 

Führung durch die Ausstellung

Dr. Bernd Drücke, Detlef Lorber, Brigitte Diel (Freundeskreis Paul Wulf)

Do., 19.09., 20.00 Uhr

Vorher: Station und Impuls an der Paul-Wulf-Skulptur, von dort Gang zur Apostelkirche; Treffpunkt: 19.00 Uhr, Servatiiplatz

 

Zwangssterilisationen und die Umsetzung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“.

Exemplarisch dargestellt am ehemaligen Landkreis Lüdinghausen | Vortrag und Diskussion mit Michael Kertelge und Sophia Horlamus

Di., 24.09.,19.30 Uhr

 

Paul Wulf

 

Paul Wulf (1921-1999) wurde 1938 als 16jähriges Heimkind von den Nazis als „lebensunwert“ stigmatisiert und zwangssterilisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpfte der Münsteraner um Entschädigung und wurde zur Stimme der etwa 400.000 Zwangssterilisierten. Für seine antifaschistischen Ausstellungen und Aufklärungsarbeiten wurde er 1991 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Im Anschluss an seine Beerdigung im Juli 1999 gründete sich der Freundeskreis Paul Wulf, um die Aufklärungsarbeit fortzusetzen. 1999 gab der Freundeskreis die Broschüre „Paul Wulf. Ein Antifaschist und Freidenker“ und 2007 das Buch „Lebensunwert? Paul Wulf und Paul Brune. NS-Psychiatrie, Zwangssterilisierung und Widerstand“ im Verlag Graswurzelrevolution. Zum 100. Geburtstag Wulfs erschien 2021 das Buch „Ich lehre euch Gedächtnis“ im Münsteraner Unrast Verlag. Seit vielen Jahren referiert Dr. Bernd Drücke vom Freundeskreis regelmäßig als Erinnerungspate Wulfs in Schulen und Bildungseinrichtungen über das Leben des NS-Opfers.

Seit den Skulpturprojekten 2007 erinnert das von der Künstlerin Silke Wagner und dem Umweltzentrum-Archiv-Verein geschaffene Kunstprojekt „Münsters Geschichte von unten“ mit der Skulptur am Servatiiplatz und der Homepage www.uwz-archiv.de an den Aktivisten aus den sozialen Bewegungen. 2012 konnte der Freundeskreis Paul Wulf mit Hilfe der Bezirksvertretung Münster-Mitte die Umbenennung des seit 1960 nach einem NS-Eugeniker benannten Jötten-Wegs in Paul-Wulf-Weg erreichen.

 

Weitere Infos auf https://www.kirche-und-leben.de/artikel/ns-euthanasie-morde-heilanstalt-marienthal-muenster-85-jahrestag-programm-info und im Anhang

 

Kontakt: Freundeskreis Paul Wulf, c/o Graswurzelrevolution, Breul 43, 48143 Münster, 0251/4829057, redaktionatgraswurzel.net. Internetseiten: https://www.facebook.com/FreundeskreisPaulWulf/ ; www.uwz-archiv.de ; www.paul-wulf.net