Mehr Praxen und ein gemeinsamer OP-Raum: Veranstaltung zur Verbesserung der Versorgungslage ungewollt Schwangerer in Münster

Auf der Veranstaltung „Ungewollt schwanger – alleingelassen beim Abbruch" am Mittwoch, den 7. Juni von 15 bis 18:30 Uhr im Bennohaus diskutierten 50 Interessierte, wie die schlechte medizinische Versorgung bei Schwangerschaftsabbrüchen in Münster besser werden kann.

Zwei anonym vorgetragene Erfahrungsberichte von Münsteranerinnen zeichneten zu Beginn der Veranstaltung ein Bild von der schlechten Versorgungslage: Sie erzählten von der belastenden Suche nach einer Arztpraxis, die einen Abbruch vornimmt, von den logistisch aufwändigen Fahrten in benachbarte Städte und von fehlendem Verständnis und Respekt. Wie in anderen Städten finden Betroffenen in Münster zwar gute Beratungsangebote, aber kaum Ärztinnen und Ärzte, die bereit sind, einen Abbruch vorzunehmen.

Aktuell gibt es in Münster nur je eine Anlaufstelle für medikamentöse und operative Schwangerschaftsabbrüche. Je nach Auslastung müssen ungewollt Schwangere auf Nachbarstädte ausweichen und haben kaum die Wahl, ob sie per Operation oder Medikament abtreiben möchten, oder ob sie sich in der Arztpraxis wohlfühlen. Eine der Anlaufstellen wird in den nächsten Jahren wegfallen, sodass sich die Versorgungslage weiter verschlechtern wird. Dabei könnten eigentlich alle Gynäkolog*innen den Abbruch fachlich vorzunehmen. Die Leitfrage der Diskussion war daher: Was brauchen Ärztinnen und Ärzte, um sich an der Versorgung beteiligen zu können?

Als „angespannt" benannte Gesundheitsdezernentin Cornelia Wilkens in einem verlesenen Grußwort die medizinische Versorgungslage beim Schwangerschaftsabbruch in Münster. Sie versicherte, dass die Stadtverwaltung sich für die Verbesserung der Versorgungslage einsetzen wird. "Frauen, die vor dieser schwerwiegenden Entscheidung stehen, brauchen unsere Unterstützung." 

Fachliche Beiträge leiteten anschließend die Diskussion ein: Frau Knese-Janning vom Gesundheitsamt stellte eine Umfrage der Gynäkolog*innen in Münster vor, der Nottulner Gynäkologe Detlef Merchel berichtete von seiner einen Praxis, und die Schwangerschaftsberaterinnen Beate Martin und Kerstin Gondek aus dem Beratungsalltag. Am Ende standen zwei klare Wünsche: Möglichst viele Gynäkolog*innen sollten in Ihren Praxen den medikamentösen Abbruch für die eigenen Patientinnen anbieten. Außerdem sollte für operative Abbrüche ein OP-Raum durch die Stadt oder das Uniklinikum eingerichtet werden, um Gynäkolog*innen organisatorisch und finanziell zu unterstützen.

Dazu Eva Ehlers vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung Münster: "Wir freuen uns über die erfolgreiche Veranstaltung. Jetzt liegt es bei der Stadtverwaltung und der Ärzt*innenschaft, die Lösungsvorschläge umzusetzen. Wir als Bündnis bleiben am Ball, bis die medizinische Versorgung beim Schwangerschaftsabbruch gesichert ist. Die aktuell massive geschlechtsbezogene Benachteiligung in der Gesundheitsversorgung nehmen wir nicht hin."

Die Veranstaltung wurde organisiert von der Arbeitsgemeinschaft Münsterscher Frauenorganisationen (AMF) in Kooperation mit dem Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung Münster, unterstützt wurde sie vom Amt für Gleichstellung der Stadt Münster und der cibaria BioVollkornBäckerei.

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Das „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung Münster" ist ein breites Bündnis aus Münsteraner allgemeinpolitischen und feministischen Gruppen, Verbänden, Beratungsstellen, Gewerkschaften, Parteien und Einzelpersonen. Wir setzen uns seit Ende 2017 für das Recht auf eine selbstbestimmte Sexualität und körperliche Selbstbestimmung ein.

https://www.sexuelle-selbstbestimmung.de/vor-ort/muenster/
Pressekontakt:  Eva Ehlers | 0157 - 83052231| eintretenfuerselbstbestimmungatgmail.com

Autor*in
Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung