„Babunja muss nur deshalb nicht mehr fliehen, weil sie bereits tot ist“ - Lesung von Evelyn Deller

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Babyn Jar – in diesem Tal auf dem Gebiet von Kyjiw ereignete sich 1941 eines der schlimmste. Massaker an Jüdinnen und Juden der gesamten Shoah - begangen durch die sogenannten „Einsatzgruppen“ der Wehrmacht und des „Sicherheitsdienstes“ der Nazis. Hier nahm der „Holocaust durch Kugeln“ seinen Anfang, und dennoch wird über die Geschehnisse in Babyn Jar kaum gesprochen – weder in Deutschland, im Land der Täter*innen; noch in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Evelyn Deller zeichnet ausgehend vom Massaker in Babyn Jar ihre eigene Familiengeschichte nach: Wortgewaltig und schonungslos, gleichzeitig unfassbar zart beleuchtet die Künstlerin das Leben als jüdische Ukrainerin in Deutschland mit all seinen Facetten: Nicht-Dazu-Gehören, das Erinnern an Leid, kleinere oder größere Erfolge in der eigenen Familie und immer wieder das Vergessen(werden). Weder in den glorreichen Narrativen von Befreiung im „vaterländischen Krieg“ in den ehemaligen Sowjetrepubliken, noch in den Analysen selbsterklärter „Antiimperialist*innen“ kommt die Perspektive und die Mehrfachdiskriminierung jüdischer Ukrainer*innen vor – dieses Vergessen und Auslassen wird seit dem Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine und in Israel/Gaza von einigen Stimmen sogar bewusst forciert. Dem möchte Evelyn Deller mit dieser Lesung etwas entgegensetzen.

Content Note: Die Lesung enthält graphische Schilderungen von Gewalt, Beschreibungen der Shoah, dem Krieg gegen die Ukraine und Antisemitismus.

Die Lesung wird organisiert von minimum - emanzipatorische plattform gegen antisemitismus
Wer wir sind:
Wir erleben gerade eine Hochphase antisemitischer Stimmungsmache. Es ist vielleicht das erste Mal in der Geschichte, dass Antisemitismus auf so bedrohliche Weise zur gleichen Zeit und universell auftritt. Große Teile der globalen Linken sind tragischerweise - aber auch nicht zufällig - Plattform für diesen Antisemitismus und liefern den Treibstoff dafür. Antisemitismus, seine Verknüpfungen sowohl mit Herrschaftsverhältnissen als auch mit ungenügender und verfehlter Kritik des Bestehenden bleiben häufig unbegriffen – oft fehlen die minimalsten Grundlagen. Entscheidende emanzipatorische Kämpfe (antirassistische, Kämpfe gegen kapitalistische Herrschaft, feministisch-queere Kämpfe, Klimakämpfe) werden - oft instrumentell - mit antisemitischen Inhalten und Mustern verbunden. Eine vermeintliche Palästinasolidarität, die in ihrem Wesen nur virulenter Israelhass ist, dient weiten Teilen der globalen Linken als Identitätsbaustein, Erkennungsmerkmal, Ersatzkampf, als kollektives Ritual. Die Funktion, Bedeutung und die historischen Zusammenhänge der Gründung des Staates Israel sind weitestgehend unbekannt; um den sogenannten Nahostkonflikt herrscht viel Falschwissen bis hin zu handfestem Verschwörungsdenken. Gleichzeitig erleben wir eine Form von Antisemitismusbekämpfung und Israelsolidarität durch staatliche Organe und Teile der "Mehrheitsgesellschaft", die nicht frei sind von Instrumentalisierungen und ambivalenten Aspekten: Sie inszeniert sich selbst, ihr bleibt weiterhin das Schicksal lebendiger Jüdinnen*Juden gleichgültig. Zu oft wird diese Antisemitismusbekämpfung für rassistische Zwecke instrumentalisiert. Deshalb   muss auch diese kritisch hinterfragt werden - an erster Stelle im Sinne des Kampfes gegen Antisemitismus.
Mit dieser Plattform möchten wir Räume schaffen, um ein Bewusstsein für Antisemitismus in der Linken zu schaffen, Austausch und Diskussion zu ermöglichen und letztlich eine linke, progressive und emanzipatorische Antisemitismusbekämpfung und Israelsolidarität zu formulieren.

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