𝗞𝗿𝗶𝗺𝗶𝗻𝗮𝗹𝗳𝗶𝗹𝗺 𝗱𝗲𝘀 𝗗𝗗𝗥-𝗞𝗶𝗻𝗼𝘀 – Mitte der 1950er Jahre wird in einer westdeutschen Stadt der Bürgermeister Zwischenzahl am Tag seiner Amtseinführung erschossen. Täterin ist die Jüdin Ruth Bodenheim, die sich mit dem Mord am Tod ihrer Eltern rächen will: Als SA-Mann war Zwischenzahl offensichtlich an der Deportation ihrer Eltern ins KZ während des Krieges beteiligt. Ruth hat ihre schrecklichen Erlebnisse und den Tod ihrer Eltern nicht verkraftet und will den Bürgern der Kleinstadt die Augen öffnen. Auch ihr liebevoller Ehemann Dr. Martin kann Ruths Gerechtigkeitssinn und ihr Bohren in der Vergangenheit nicht abwenden. Sie will keine Abfindung, sondern einen offenen Prozess. Beeindruckt von Ruths Beharrlichkeit, den schwierigen Fall Zwischenzahl an die Öffentlichkeit zu bringen, beschließt der Staatsanwalt Dr. Hoffmann ihre Verteidigung vor Gericht zu übernehmen. Joachim Haslers Romanadaption reiht sich in die politisch-propagandistischen DEFA-Filme zur Unterstützung der DDR-Kampagne gegen die kapitalistische BRD ein. Der Kalte Krieg soll auf ideologischer Ebene fortgeführt werden und die DDR als den moralisch besseren der beiden deutschen Staaten erscheinen lassen. Ganz so eindimensional allerdings ist „Chronik eines Mordes“nicht. Die Figur des Staatsanwaltes z.B. ist durchaus gebrochen und auch die des Bruders zeigt ein differenzierteres Bild.
DDR 1965 · R: Joachim Hasler · Db: Angel Wagenstein · K: Joachim Hasler • Mit Angelica Domröse, Ulrich Thein, Jiří Vrštála, Bohumil Šmída, Siegfried Weiß u.a. · 92′