Ladies first. Zum Verhältnis von Feminismus und Emanzipation

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Ladies first. Zum Verhältnis von Feminismus und Emanzipation

Dr. des. Iris Dankemeyer

Mi., 20.06.18 im F5 (Fürstenberghaus)

um 19 Uhr s.t.

Spätestens seit die Frauenbewegung von ihrer eigenen sogenannten dritten Welle überschwemmt wurde, kennt der Popfeminismus keine politischen Grenzen mehr. Was dem Underground der Riot Grrls einst lieb und teuer war, ist dem Mainstream heute in bürokratisierter und kommerzialisierter Form nur recht und billig. Der Staat unterstützt die Feministin mit Quotenregeln und Sprachpolitik. Das Popuniversum und die Modewelt bekennen sich zu ihr. Feministinnen reklamieren selbstverständlich die Freiheiten, die Frauenrechtlerinnen und Emanzen vor ihnen erkämpft haben: wie Männer arbeiten und wählen zu gehen, als Frauen verhüten und abtreiben zu können. Wer für diesen Feminismus ist, muss nicht gegen die Gesellschaft sein.

Ladies first bezeichnete einst die Kavalierskonvention, der Dame den Vortritt zu lassen, und wurde stets vom Herrenwitz begleitet, man könne ihr so eben besser aufs Gesäß sehen. Während die First Ladies des kapitalistischen Feminismus nun bereitwillig die sexuell selbstbestimmten und ökonomisch souveränen Powerfrauen mimen, ist mit dem neuesten Netzfeminismus die Stimme der Verliererinnen laut geworden. Sie widerspricht der offiziellen Erfolgsstory: Ladies first gilt vor allem dort, wo es um Gewaltanwendung und Ausbeutung geht.

Die #Metoo-Kampagne kolportiert, dass sich Frauen auch nach der juristischen Gleichstellung auf dem freien Markt wie Huren vorkommen und sich noch nach der sexuellen Revolution auf offener Straße wie Freiwild fühlen müssen. Wo die einen den Beginn einer neuen Frauenbewegung bejubeln, befürchten die anderen das Ende feministischer Tradition: Handelt es sich bei dem neuen Twitter-Aktivismus um einen solidarischen Kampf gegen Unterdrückungsverhältnisse oder organisiert sich hier eine Opferideologie, die selbstständige weibliche Wesen wieder zu schutzbedürftigen und unschuldigen Mädchen erklärt?

Der Vortrag stellt das Verhältnis von Feminismus und Emanzipation anhand einiger Bilder von zeitgenössischen Politik- und Protestformen zur Diskussion. Die wichtigsten Fragen lassen sich dabei nur gemeinsam klären: Wie verhält sich das geschlechtliche Egalitätsprinzip zur historischen Differenz weiblicher Sozialisation? Wie hängen gesellschaftliche Gewaltfrage und soziale Frauenfrage zusammen? Wie wollen wir uns gegenüber dem positivem Empowerment des Freiheitsfeminismus und der negativen Betroffenheit des Gefängnisfeminismus verhalten?