Unter dem Titel "Stadt, Land, Zukunft“ begann am letzten Dienstag, 15.12.2020 eine Online-
Vortragsreihe, die sich speziell mit Möglichkeiten der konkreten Umsetzung des Ratsbeschlusses
zur Klimaneutralität befasst. Der Rat der Stadt Münster hatte im August 2020 beschlossen, dass die
Stadt Münster bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden soll und schrittweise jedes Jahr 10 Prozent
CO2 und deren Äquivalente eingespart werden sollen.
Bei der ersten Veranstaltung, die sich schwerpunktmäßig mit dem Sektor "Landwirtschaft"
auseinandersetzte, diskutierten über 50 Vertreter*innen von Umwelt- und Klimagruppen, den im
Rat vertretenen Parteien und aus der Landwirtschaft sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger
darüber, wie Münsters Agrarflächen in Zukunft landwirtschaftlich so genutzt werden können,dass
keine Co2-Emissionen oder deren Äquivalente in die Atmosphäre entlassen werden.
Der Ökologe Kristian Lilje hatte einen umfassenden Einblick in das aktuell dramatische
Artensterben im Münsterland gegeben und zunächst anschaulich dargestellt, wie viele wirbellose
Tiere durch jedes Mähen, Befahren und Spritzen von Äckern, Versäubern von Wiesen, Blühstreifen,
Fahrbahnrändern oder durch "saubere" Gartenhaltung immer wieder vernichtet werden.
Eindrucksvoll belegte er, dass Tiere und Pflanzen auf den Agrarflächen, die extensiv
landwirtschaftlich genutzt werden, keine Überlebenschance haben. Werden die Lebenszyklen der
verschiedenen Populationen z.B. von Würmern, Vögeln, Insekten etc. auf den Wiesen und Äckern
durch industrielle Landwirtschaft immer wieder unterbrochen und so ihre Fortpflanzung stark
dezimiert, verringern sich schließlich die heimischen Tierpopulationen so drastisch, dass sie diesen
Planeten für immer verlassen. Beispielhaft dafür ist der früher in Münster als Allerweltsvogel
geltende Kiebitz, dessen Population in den letzten beiden Jahren nochmals um 50 % gesunken ist,
so dass 2020 nur noch weniger als 60 Brutpaare gezählt wurden.
Dieses Fehlen der Arten auf den Feldern wirkt sich letztlich bedrohlich auf das gesamte Ökosystem
aus, da von den ausgerottenen Arten in der Nahrungskette andere Tiere abhängen.
Anhand der Ausführungen Liljes wurde den Teilnehmer*innen deutlich, dass dieses rasante
Artensterben schnell gestoppt werden muss, um lokal lebensfähige Ökosysteme zu erhalten und so
nicht zuletzt auch das Überleben von uns Menschen zu sichern.
Lilje zeigte Wege auf, wie dieser bedrohlichen Situation noch entgegenzuwirken ist. Konkret
fordert er die Stadt Münster auf, ihre landwirtschaftlichen Flächen sukzessive an
Landwirtschaftsbetriebe und Landwirtschaftsprojekte zu verpachten, die ökologisch
landwirtschaften wollen und so sowohl zu Arterhaltung als auch verringertem CO2 Ausstoß
beitragen. Lilje schlägt weiterhin vor, dass konventionell wirtschaftenden Betrieben bei der
Umstellung auf Ökolandbau geholfen wird und sie ihre Produkte sofort direkt in Münster
vermarkten können. Auch die Belieferung von Münsters Kitas, Schulen und Kantinen mit diesen
regional produzierten Bioprodukten sichere für die Erzeuger die Absatzmärkte vor Ort und
verhindere zusätzlich unnötigen Co2 Ausstoß für Transportwege.
In der nach dem Vortrag folgenden Workshop-Phase sammelten die Teilnehmer*innen weitere
Ideen, Anregungen und konkrete Vorschläge, wie dem Problem zu entgegnen sei und entwarfen in
Gesprächen so erste Visionen einer veränderten Landwirtschaft für ein klimaneutrales Münster.
Übereinstimmend wurde festgestellt, dass die Kennenlerngespräche in den Kleingruppen für alle
Seiten eine Bereicherung waren und eine weitere Vernetzung sehr sinnvoll wäre, um sich
gegenseitig in der weiteren Arbeit zu unterstützen. Die anwesenden Vertreter*innen mit
konventionellen Landwirtschaftsbetrieben wünschten sich einen offenen Dialog, der es ermöglicht,
zwar kontroverser Ansicht zu sein, aber im Gespräch zu bleiben. Ein Anliegen, das alle
Teilnehmer*innen teilten.
Die Veranstalter des Abends, die Vortragsgruppe von Extinction Rebellion Münster, wird die
Teilnehmer*innen zu einer Folgeveranstaltung einladen. Interesssierte Bewegungen, Verbände,
Politiker*innen, Bürger*innen und Mitarbeiter*innen der Verwaltung der Stadt Münster können
gerne dazu kommen. Schreiben Sie bei Interesse gern eine Nachricht an folgende Mailadresse:
muenster.vortragextinctionrebellion.de