Ein paar Schriften
Über Träume, Albträume,
Sehnsuchtsträume und Tatsachen
Wenn Schreiben Denken ist, dann
habt ihr hier eine Idee
Wenn Bilder Momente sind, seht ihr
hier eine radikale Schwesternschaft
Ein Festhalten, ein Wiegen, ein
Aushalten
Diese Briefe, Worte, Gedichte sind für
alle kämpfenden Genoss*innen, die
träumen, zweifeln und verzweifeln
Unser Kampf ist schwer und ich
wünsche mir, dass vielleicht
zumindest ein Text dabei ist, der euch
so hält, wie mich meine Freund*innen
Meine Texte sind aus meiner
Perspektive geschrieben. Ich erhebe
keinen universellen Anspruch auf
Wahrheiten; es sind eben meine Wahrheiten.
Jette Farina und Roula haben ein Freundinnenprojekt herausgebracht: Die feministischen Propagandabriefe.
Es ist ein Band mit gesammelten Texten von Jette Farina und Gestaltung von Roula. Sie verbindet geteilte Freude, geteilte Wut und den geteilten Wunsch nach dem Zusammenbruch des Patriarchats. Jette Farina wird einige ihrer Texte vorlesen und mit uns darüber sprechen.
Aus "Feministische Propagandabriefe" von Jette Farina:
Jeden Tag halts Maul sagen
Mindestens denken
Mindestens innerlich Amoklaufen
Ich will deine Rabatte nicht
Deine Getränke Ich will nicht mit dir reden
Mich machen alle Männer müde
Wenn du das nicht machst
Dann ein anderer doppelt
Und dreifach
Bis man nicht mehr aufstehen mag
Bis man aufhört sich schöne Outfits rauszulegen
Sondern immer nur die Kapuze tief ins Gesicht zieht
Gerade gehen
Selbstbewusst
Und sich wundern
Wie die immer wieder merken
Dass man dem unterdrückten Geschlecht angehört
Aufhören zu essen
Merken wie die Hosen schlackern
Aber dann ist man ja wenigstens
Weniger
Da
Halt dein Maul
Ich weiß das bringt nichts
Ich weiß ich kann tragen was ich will
Aber das kann ich eben nicht
An manchen Tagen
Vergesse ich, wie man geht
Wenn ich an Männern vorbeilaufe
Dann knicken meine Knie immer wieder
Leicht weg
Und abends schlafe ich dann mit Gänsehaut ein
Die weh tut
Von den ganzen Blicken
Von den ganzen Worten
Von den ganzen halben Männern
Utopien
Ich will mit dir im Kopf Utopien basteln
Eine Welt, in der ich ich bin und du du
Wo wir uns gemeinsam organisieren
Und unendliche Zeit zum Ausprobieren haben
Wir sind dort intim
Und sind uns bewusst
Über die Grenzen von dir
Und von mir
Wir können dort genießen, ohne Konsum
Genießen die Einfachheit, das Miteinander, die Zeit, die nicht linear läuft,
Sondern anhält, nach links und oben und unten geht
Und uns zuspielt
Spielt uns Platz zu
Wir vergessen dort keine Person
Wir streiten in meiner Utopie
Aber wir verurteilen nicht
Wir erkennen deine Gefühle, meine Gefühle, die Gefühle der anderen
Wir wissen, dass wir uns nicht selbst entschuldigen können, aber wir sehen unsere Schuld
Und dann schließen wir Frieden
Miteinander und mit den anderen
8. März
Ich will nicht mehr Flinta* Personen in Vorständen,
Ich will nicht, dass ich auch ich bezahlen darf
Ich will nicht, dass ich mich verhalten darf wie ein als Mann
Ich will nicht, dass auch ich beim Sex oben sein darf
Ich gebe mich damit nicht zufrieden
Ich will mehr als gefühlloses Handeln
Ich will Gleichheit
Ich will, dass Feminismus mehr bedeutet als das
Ich will keine rosa Glitzertops
Ich will keine morgen Tasse mit Girl Boss Energy
Ich will auf Augenhöhe reden
Auf Augenhöhe streiten,
Ich will, dass unsere Worte gleich viel bedeuten
Ich will nicht auf der Straße Platz machen, wenn ihr mir entgegen kommt
Ich will, dass alle nachts spazieren können
Ich will, dich kennen lernen
Ohne Angst zu haben
Ich will in einem Raum voller Männer sitzen
Ohne mir darum Gedanken zu machen
Ich will nicht mehr meine Kompetenzen beweisen müssen
Ich will wissen, was ich am Sex mag
Ich will nein sagen
Ich will ja sagen
Ohne komische Gedanken zu haben
Ich will, dass wir alle frei sind
Ich will, dass du verstehst, was das Patriarchat macht
Feminismus bedeutet mehr als auch Männer dürfen weinen
Feminismus bedeutet mehr als starke Frauen
Und ja ich will dass du auch verstehst, dass nicht nur der Kapitalismus aufhören muss, um uns zu
befreien
Was soll sich an unserer Beziehung im Kommunismus ändern
Wie sollen wir im Patriarchat lieben
Wie sollen wir im Patriarchat leben
Und ja ich greife dich an
Dich und deine Freiheit als Mann
Weil du nicht verstehst, was Feminismus ist