It's the pandemic, stupid! Fetisch, Krisenbewusstsein und die Kritik der politischen Ökonomie in Zeiten der Pandemie

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It’s the Pandemic, Stupid! Fetisch, Krisenbewusstsein und die Kritik der politischen Ökonomie in Zeiten der Pandemie.

Vortrag und Diskussion mit Daniel Poensgen

Das Covid-19 Virus, seine Verbreitung und Auswirkungen sind vom gesellschaftlichen Umgang mit der Pandemie nicht zu trennen. Als gesellschaftliche Krise rückte die Pandemie auch jenseits konkreter Krankheitserfahrungen ins Bewusstsein der Menschen, und schnell ließen sich im Frühjahr 2020 unterschiedliche Formen des Krisenbewusstseins in Deutschland identifizieren: Was die mobilisierten Staatsbürger, die Souveränisten, all jene, die den Ausnahmezustand herbeireden, die Technokraten sowie die konformistischen Rebellen jedoch eint, ist ihre Unfähigkeit das Verhältnis von Natur und gesellschaftlicher zweiter Natur zu reflektieren. Die Pandemie erscheint ihnen wahlweise als rein gesellschaftliches oder als lediglich medizinisches Problem. Zugleich rückt der Umgang mit dem Corona-Virus den Staatsbürgern schmerzhaft in Erinnerung, was sie sonst erfolgreich verdrängen: das (gewaltvolle) Potential des Staates. Denn Lockdown-Bestimmungen, aber auch Kurzarbeitergeld und Investitionen in Lufthansa und Co machen mit einem Schlag deutlich, wozu dieser eigentlich in der Lage ist.

Ein gutes halbes Jahr später sind die Deutschen überwiegend versöhnt mit ihren Virologen, ihren Regierungen und der Ausstattung der Intensivstationen - wenn auch gleichzeitig deutschlandweit zigtausende auf die Straße gehen, um gegen Mundschutzpflicht im Nahverkehr und Abstandsregeln im Fußballstadion zu demonstrieren. Diese gegenwärtige Dynamik wäre auf den Begriff zu bringen, indem die idealen Typen deutschen Krisenbewusstseins zu Zeiten der Pandemie in Konstellation zueinander gebracht und mit polit-ökonomischen Entwicklungen konfrontiert werden, die sich beispielsweise aus Deutschlands Lage auf dem Weltmarkt ergeben. Eine so formulierte Kritik zeigt, dass es auch in Anbetracht des Umgangs mit dem Corona-Virus weder Anlass für eine Verteufelung staatlicher Politik zum Ausnahmezustand, noch zu einer Euphorie angesichts neuer Handlungsspielräume oder des vermeintlich humanen Agierens des Staates gibt.

Daniel Poensgen promoviert zum Verhältnis von Staatsverständnis und Antisemitismus und ist Redaktionsmitglied der Zeitschrift Pólemos. Der Vortrag greift seinen Text „It’s The Pandemic, Stupid“ auf, der im Mai auf dem Blog der Zeitschrift erschienen ist: https://kritischetheorie.wordpress.com/.../its-the.../ .

Die Veranstaltung findet online via Zoom statt, eine Anmeldung ist nicht nötig. Zugang erhaltet ihr mit dem folgenden Link:

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https://wwu.zoom.us/j/95511968518