Rassismuserfahrung eines Spitzensportlers

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Trainer Otto Addo besucht May Ayim Ring im Preußen-Stadion

Unter Rassismus leiden in Deutschland alle Menschen, die nicht weiß sind. Selbst prominenten BiPoC erfuhren und erfahren immer wieder diskriminierende Situationen und werden verbal und nonverbal attakiert. Um zu erfahren, wie es gesellschaftlich erfolgreichen Menschen gelang, mit dieser Ausgrenzung (und Abwertung) zu leben, wie sie es trotz dieser prekären Lebenssituation geschafft haben, sich in der weißen Gesellschaft in Deutschland durchzusetzen und welche Strategien und Maßnahmen sie ergriffen haben, um trotz der diskriminierenden Rahmenbedingungen erfolgreich zu sein, hat der May Ayim Ring Münster den erfolgreichen Trainer und früheren Deutschen Fußballmeister (2002 mit dem BVB) Otto Addo eingeladen. Er wird am Mittwoch, dem 27. Oktober, um 19 Uhr im Tribünengebäude des SC Preußen Münster zu Gast sein.

Christoph Strässer, ehemaliger Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung und Präsient des SC Preußen Münster, wird Otto Addo im Preußenstadion begrüßen und zur Situation Schwarzer und BiPoC beim SCP (Verein und Fangemeinde) sprechen.

Otto Addo, erst vor wenigen Wochen zum Co-Trainer der Nationalmannschaft von Ghana ernannt, ist Top-Talente-Trainer von Borussia Dortmund. Er feierte Mitte Mai diesen Jahres als Co-Trainer von Interimscoach Edin Terzic mit dem BVB den Gewinn des DFB-Pokals.

„Ich war das auch im Fußball gewohnt, beleidigt zu werden. Das war für mich leider normal. In der Hälfte der Spiele ist das passiert, in der anderen nicht. Für mich war es das Größte, wenn ich trotzdem als Sieger vom Platz ging. Das war für mich das Beste.“

Otto Addo über rassistische Beleidigungen im Fußball

Wie May Ayim ist auch Otto Addo in Hamburg geboren. Auch seine Mutter ist Hamburgerin und sein Vater, wie der von May Ayim, ein aus Ghana stammender Mediziner. Mit sechs Jahren begann Addo beim örtlichen Club Hummelsbütteler SV Fußball zu spielen. Die Konzentration auf den Sport wurde dem Jungen schwer gemacht, denn sowohl auf dem Fußballplatz als auch in der Schule („Meine Schwester und ich waren die einzigen Schwarzen auf der ganzen Schule. Ich musste mich erstmal beweisen, egal, wo ich hinkam – in der ersten Klasse, der Vierten, der Gymnasialstufe.“ Addo im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten), wurde Otto Addo – wegen seiner Hautfarbe – immer wieder diskriminiert und rassistisch beleidigt. Trotzdem kämpfte er sich durch und erklomm mit dem BVB als Spieler und Mitglied desTrainerteams die höchsten deutschen Fußballgipfel.

Otto Addo machte im Fußball Karriere. Als er 1997 in der 2. Liga mit Hannover 96 – gemeinsam mit Gerald Asamoah im Team – bei Energie Cottbus antrat, erlebte der Profifußball in Deutschland einen seiner Tiefpunkte. Im Gespräch mit dem Fußball-Magazin 11 Freunde erinnerte sich Addo an dieses Spiel: „Außer­halb des Sports gab es noch schlim­mere Sachen, aber was den Fuß­ball angeht, war es das, ja. Weil das Sta­dion damals mit 20000 Zuschauern voll war, und auf einmal schreien die Fans zwei, drei Minuten lang: ​»N*** raus!« Ich hab’ gedacht, ich bin im fal­schen Film. Auch die Gegen­spieler haben mich und Gerald Asa­moah belei­digt, wollten uns pro­vo­zieren.“

Auch die Laufbahn von Otto Addo wurd durch Rassismus beeinflusst, wie er 11 Freunde erklärte: „Als Anfang der 90er die Gewalt­taten im Osten gegen Aus­länder zunahmen, wäre ich da nicht hin­ge­wech­selt. Dass ich mich damals für die gha­nai­sche Natio­nal­mann­schaft ent­schieden habe, hängt auch mit nega­tiven Erfah­rungen zusammen. Ich finde aller­dings sehr gut, dass Gerald Asa­moah für Deutsch­land spielt. Das muss jeder für sich ent­scheiden.“

Addo erlebt Rassismus noch immer. So erzählte er dem Fußball-Magazin, dass er wegen seiner Hautfarbe diskriminiert würde. Erst wenn er als prominenter Sportler erkannt würde, tät es den Täter*innen Leid: „Zum Bei­spiel die Polizei: Wenn die sehen, dass ein dun­kel­häu­tiger Mensch einen teuren Wagen fährt, dann drehen die auf der Straße um und halten dich an. Manchmal pas­siert das drei Mal am Tag. Und dann for­dern sie in einem ernsten Ton Aus­weis­pa­piere von mir und allen Insassen. Einmal mussten wir sogar aus­steigen und uns durch­su­chen lassen. Wenn sie dann meinen Namen lesen, werden die Stimm­lagen gleich freund­li­cher, zumin­dest wenn sie Ahnung vom Fuß­ball haben und mich erkennen. So was ist mir überall pas­siert, in Ham­burg, Han­nover, Dort­mund. Es kommt heute auch noch vor, dass mich Dort­mund-Fans in gebro­chenem Eng­lisch anspre­chen.“

Uhr im VIP-Saal 1 des Preußenstadions.. Beim Zutritt zur Veranstaltung gilt die 3G-Regel (geimpft, genesen oder getestet). Deshalb wird um eine vorherige Anmeldung per Email (addoatmay-ayim-ring.org) wird gebeten.