Am 25. November gehen jedes Jahr auf der ganzen Welt Feminist*innen auf die Straße, um gegen patriarchale Gewalt und Unterdrückung zu demonstrieren. Der Gedenktag reicht zurück bis ins Jahr 1960 – in eine Geschichte des Widerstands und der gewaltsamen Ermordung mutiger Frauen: In der Dominikanischen Republik kämpften die drei Mirabal-Schwestern, Mitglieder der Widerstandsbewegung „Movimiento Revolucionario 14 de Junio“, gegen die dort herrschende Diktatur. Am 25. November 1960 ließ sie der Diktator Rafel Trujillo verschleppen. Die drei Frauen wurden gefoltert und schließlich gewaltsam ermordet. In Erinnerung an ihr Schicksal wurde der 25. November bei einem Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feministinnen zum Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen ausgerufen.
Auch wir, ein Bündnis feministischer Gruppen aus Münster, rufen dazu auf, am 25.11.21 unsere Stimmen gegen die patriarchale Gewalt an Frauen und queeren Menschen zu heben.
Denn auch für uns ist diese Gewalt eine tagtägliche, eine Gewalt, die uns ständig bedroht:
Wir werden belächelt, abgewertet, gedemütigt. Wir werden angefasst, gestalkt, sexuell belästigt. Wir werden geschlagen, vergewaltigt und ermordet. Weil wir Frauen sind. Weil wir qusexualisierte Gewalt. An jedem dritten Tag tötet ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin. Weltweit werden fast 70% der weiblichen Mordopfer von ihren männlichen Partnern ermordet. Auch die Gewalt gegen queere Menschen nahm in den vergangenen Jahren massiv zu: 2020 wurden in Deutschland mind. 782 Fälle von LGBTQIA*-feindlicher Gewalt, darunter vor allem Körperverletzungen, erfasst.
Reclaim the Space!
Oft werden Fälle häuslicher oder sexualisierter Gewalt als „Beziehungs-“ oder „Eifersuchtsdramen“ bezeichnet. Dadurch werden diese Taten individualisiert und in die Privatheit einer Ehe oder Beziehung geschoben. Der Raum der bürgerlichen Ehe wird als „sicherer“ Raum idealisiert, aber nicht das „Zerbrechen“ oder „Scheitern“ der Ehe, sondern ihre Institution und Norm selbst, ist das Problem.
Gewalt an Frauen und queeren Menschen findet auch und gerade in der Mitte unserer bürgerlichen Gesellschaft statt. Ihre Institutionen wie Staat, Polizei und bürgerliche Kleinfamilie schützen uns nicht, sondern sind Teil des Problems, denn der männliche Besitzanspruch auf unsere Körper und (Sorge-)Arbeit ist die Grundlage bürgerlich-kapitalistischer Gesellschaften! An vielen öffentlichen Orten fühlen wir uns in der Dunkelheit oder wenn wir alleine sind nicht sicher. In einigen Ländern wie bspw. in Polen werden ganze Orte zu „LGBTQIA*-freien Zonen“ erklärt.
Deshalb holen wir uns am 25.11. den öffentlichen Raum zurück. Mit einer Platzumbenennung werden wir den Domplatz (jetzt: Ni-Una-Menos-Platz) feministisch besetzen.
Gemeinsam und solidarisch mit den feministischen Aktivist*innen weltweit fordern wir eine Ende der Gewalt: Keine* mehr – Ni una menos – Non una di meno! Es trifft eine* von uns, aber gemeint sind wir alle! Deshalb schlagen wir gemeinsam zurück! Wir werden keine ohnmächtigen Opfer sein, sondern unser Recht auf Selbstbestimmung und ein Leben ohne Angst gemeinsam erkämpfen!
Am 25.11. treffen wir uns um 17 Uhr auf dem Domplatz zur Kundgebung gegen Gewalt an Frauen und queeren Menschen.
Wütend, solidarisch und kämpferisch! Hier und überall!