Warum wir Männlichkeitskritik statt kritischer Männlichkeit brauchen. Ein Vortrag von Kim Posster
Begriffe wie 'toxische' oder 'kritische Männlichkeit' kursieren seit einigen Jahren in linken und feministischen Diskursen. In aktuellen identitätspolitischen Debatten scheint es Konsens zu sein, Männlichkeit reformieren zu müssen, um ihr einen neuen, positiven Anstrich zu verpassen. Dabei sollen die schlechten, krisenbehafteten Eigenschaften abgelöst und durch bessere, solidarische gar feministischere ersetzt werden.
Der moderne, befreite (Cis-)Mann soll weinen, lachen, sich schminken können, sensibel und empathisch sein, er soll endlich einen festen Platz am feministischen Stammtisch bekommen – ohne dass irgendetwas davon seine Männlichkeit bedroht oder in Frage stellt. Diesen Widerspruch als Mann aushalten zu können, wird heute in linken Kreisen oft schon als aktive Patriarchatskritik gefeiert. 'Soft boys' wie Timothée Chalamet oder Harry Styles machen vor, wie es geht: Sie tragen Perlenketten und pastellfarbene Seidenkostüme und machen sich mal eben so frei von jeglicher materialistischer Realität – während sie weiterhin von und in diesem ganzen Falschen profitieren. Doch in einer neoliberal-kapitalistisch organisierten Gesellschaft dient diese männliche Resouveränisierung lediglich der Reproduktion patriarchaler und letztlich misogyner Lebensrealitäten. Männlichkeit kann nicht dekonstruktivistisch in Vielfalt aufgehen, ohne weiterhin destruktiv zu wirken; Männlichkeit muss in ihrer Gänze, nicht einfach als Bündel von Eigenschaften, sondern als grundlegender Bestandteil und Effekt des Patriarchats überwunden werden.
Kim Posster kommt nach Münster und diskutiert mit uns, warum diese gnadenlose, radikale und angstfreie Konfrontation unserer Genossen und Partner notwendig ist. Wir wollen mit Kim und euch über Organisierungsmöglichkeiten aktiver Männlichkeitskritik innerhalb profeministischer und emanzipatorischer Politik sprechen, ohne uns in die Etablierung oberflächlicher Reflexionsräume einzureihen, in denen Männlichkeit neu definiert, aber letztendlich doch nicht abgeschafft wird.
Offen für alle Interessierten, ob Falke oder nicht, ob organisiert oder nicht!
Wann? Freitag, 17. März 2023, 19 Uhr, Einlass 18 Uhr
Wo? Leo:16 Kneipe, Herwarthstraße 7, Münster (Hbf)
Der Vortrag wird als Hybridveranstaltung angeboten und in einem Online-Livestream begleitet (Zoom-Link folgt). Kommt gerne (selbst-)getestet & nehmt am Livestream teil, wenn ihr euch krank fühlt!
Mehr Infos zu Kim & alle Vorträge archiviert zum Nachhören: kimposster.blackblogs.org/