Krieg! Möglichst kein Frieden! Kritik der Domgedanken 2023

Krieg! Möglichst kein Frieden! - Das ist die Botschaft der Domgedanken 2023


Wir sind das Kollektiv „ChristInnen gegen Kriegstreiberei“ und angetrieben von der Botschaft der Bergpredigt, die von universaler Gleichheit aller Menschen und der Parteilichkeit Gottes für die unterdrückten und armen Menschen spricht und zum Bruch mit der Logik des Kriegs aufruft. Darum sind wir sehr empört über die Redereihe „Domgedanken“ im Paulus-Dom in Münster, veranstaltet vom Domkapitel des Bistums Münster.
Denn mit dem Ukraine-Krieg ist ein lange schwelender Konflikt zu einem „heißen Krieg“ geworden, der nicht vom Himmel gefallen ist und nach
anderthalb Jahren zu einem Abnutzungskrieg mit vielen zerstörten Leben und katastrophalen Folgen in Bezug auf Flucht und Zerstörung, den globalen Süden, das Klima und globale Spannungen geworden ist. Der Krieg kann jederzeit zu einem auch atomar geführten großen Krieg eskalieren. Die Strategie der Bundesregierung, unterstützt von fast allen Parteien und großen Medienkonzernen, besteht in einer immer weiteren Eskalation des Krieges, einer enormen Militarisierung und Aufrüstung, der Abkehr von jeder Diplomatie und dem Schüren von Feindbildern bei gleichzeitigem Vermeiden aller
historischen und politischen Analysen und systematischer Diffamierung aller Versuche, von der vorgegebenen Linie abzuweichen.


Und was machen die Kirchenleitungen in Deutschland und Münster? Erheben sie ihre Stimme gegen diese fatale Politik, die erkennbar nichts mit dem Kern
der biblischen Botschaft und einer christlichen Friedensethik zu tun hat? Können sie erkennen, dass es bei diesem Krieg um die Verteidigung westlicher
kapitalistischer Interessen geht, die auf dem Rücken der ukrainischen Bevölkerung ausgetragen wird? Keineswegs, der Kurs der Regierung wird im
Wesentlichen unkritisch unterstützt und in den Chor der Kriegstreiber wird geradezu euphorisch mit eingestimmt.
Zu den diesjährigen Domgedanken wurden daher auch keine expliziten Kritiker der Kriegseuphorie eingeladen, sondern gleich drei ReferentInnen, die die
Kriegsrhetorik aller Wahrscheinlichkeit nach befeuern werden. Das ist ein schwer verständliches und kaum erträgliches Statement der Verantwortlichen
in dieser Zeit. Wo ein Zeugnis geboten wäre, im Sinne Jesu Gewaltspiralen zu durchbrechen, im Anderen, auch im Gegner, den Menschen zu sehen und sich mit allen Kräften um Verhandlungen und ein Ende der Gewalt zu bemühen, wird Scharfmachern der aktuellen Politik ein Forum geboten-zumal es im Anschluss an die Referate keine Diskussion gibt. Von der Kirche sollten eigentlich Signale des Friedens ausgehen - ärgerlicherweise wird sie nun zum
wiederholten Mal für staatstragende Propaganda benutzt. Höchste Zeit also zum Widerspruch gegen diese imperiale Kirche, die sich auf die Seite des
Kapitals und des Krieges schlägt.
Die herrschenden Begründungen, wonach es zu Krieg und Aufrüstung aktuell keine Alternative gäbe, sind inhaltlich längst durch viele kluge Beiträge
widerlegt. Die muss man natürlich kennen und überhaupt zur Kenntnis nehmen wollen. Die Organisatoren der Domgedanken leisten einem Bellizismus Vorschub, der mit der christlichen Tradition und Botschaft nichts zu tun hat. Dagegen wollen wir mit dieser Stellungnahme entschieden protestieren.
Wer sind die ReferentInnen, die in der Kirche Jesu mit offiziellem Segen aller Wahrscheinlichkeit nach Kriegspropaganda verbreiten werden?


Zur Einordnung von Wolfgang Ischinger:
Wolfgang Ischinger war von 2008 bis 2022 stolzer Chef der bellizistischen Münchener Sicherheitskonferenz, was allein ihn schon als Redner in einer
Kirche disqualifizieren würde. Zum Ukraine-Krieg ist er u.a mit seiner Kritik an den seiner Meinung nach verzögerten Panzerlieferungen aufgefallen und meint, dass eine schnelle Lieferung dieser Mordwerkzeuge in das Kriegsgebiet folgendes bewirkt hätte: „Das hätte viel Mühe, viel Ärger, viel Tod und Leid
möglicherweise ersparen können.“ Auch Kampfjets, die russisches Hinterland treffen können und an denen Atombomben befestigt werden können, will er
keineswegs ausschließen, sondern als Druckmittel einsetzen. Des Weiteren regt er an, dass Deutschland eine staatlich gesteuerte Kriegswirtschaft bekommen müsse, und die Aufrüstung massiv nach oben getrieben werden solle.


Zur Einordnung von Franz-Josef Overbeck:
Franz-Josef Overbeck ist Militärbischof für Deutschland und steht eng an der Seite der Bundesregierung und der NATO. Abweichend von der ausgewogenen
Linie des Vatikans meint er darum z.b. Waffenlieferungen ethisch vertreten zu können und redet damit dem überkommenen Konzept vom gerechten Krieg das Wort. Unkritisch vertritt er das verlogene Narrativ der NATO, dass in der Ukraine anstelle geostrategischer Interessen des kapitalistischen Westens doch die Freiheit und die Demokratie verteidigt würden und hält fest: „Was die russischen Machthaber unterschätzt haben, ist die Macht der Freiheit, die auch die Ukrainer in ihrem Kampf immer wieder antreibt.“


Zur Einordnung von Irina Scherbakova:
Irina Scherbakova wurde 2022 mit der Stiftung Memorial mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Diese Stiftung ist über verschiedene Kanäle
wie bspw. der „Open Society Foundation“ finanziert durch die US-Regierung und damit keineswegs „neutral“ oder an wahrem Frieden interessiert. Wenig
verwunderlich ist darum, dass Scherbakova Friedensverhandlungen für eine „völlige Illusion und einfältigen Idealismus“ hält und „Putin an die Wand
gedrückt werden müsse“, weil er das absolut Böse sei und kein Mensch mehr. Gar nicht wie eine Friedensstifterin ruft sie dazu auf, den Ukrainekrieg nur
durch militärische Mittel zu stoppen und ruft zu umfassenden Waffenlieferungen auf.
Diese Gäste verdeutlichen, welchen Geist die Domgedanken 2023 atmen werden. Wir fordern darum nachdrücklich: Sagt die Domgedanken ab!


Wir freuen uns über Kommentare an christen-gegen-kriegstreiberatposteo.de

Autor*in
ChristInnen gegen Kriegstreiberei